Veranstaltung

Erkenntnismöglichkeiten an einem mittelgroßen "Law and Literature"-Korpus: Der Neue Pitaval (1842-1890)

Thomas Weitin (Darmstadt)

19:00-21:00
Berliner Seminar Recht im Kontext
Humboldt-Universität zu Berlin
Juristische Fakultät, Raum E44/46
Bebelplatz 2, 10099 Berlin


Die von Eduard Hitzig und Willbald Alexis herausgegebene Kriminalfallsammlung Der Neue Pitaval gehört ohne Zweifel zu den für die Forschung im Bereich Recht und Literatur unverzichtbaren Korpora, die allein durch Lektüre nicht zu erschließen sind. Gleichwohl ist die quantitative Korpusanalyse auf textbasierte Fragen und Theorien angewiesen, ohne die digitale Methoden in der Exploration steckenbleiben. Der Vortrag entwickelt vor diesem Hintergrund die Sprachphilosophie der beiden Herausgeber im Spannungsfeld von Literarizität und Aktenmäßigkeit und skizziert dann, in welche Richtung die Operationalisierung akuter Fragen gehen soll. Präsentiert werden erste Überlegungen und Ergebnisse eines Ansatzes, der inhaltliche und formale Aspekte in Netzwerkmodellen zusammenführt.

Thomas Weitin ist seit 2016 Inhaber des Lehrstuhls für Germanistik – Digitale Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt. Zuvor war er Professor für Neuere deutsche Literatur im europäischen Kontext an der Universität Konstanz und hatte im Jahr 2014 eine Gastprofessur an der University of California (Berkeley, USA) inne. Nach einem Studium der Deutschen Sprache und Literatur, Philosophie und Journalistik an der Universität Hamburg wurde Thomas Weitin 2002 im Fach Neuere deutsche Literatur im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs Codierung von Gewalt im medialen Wandel an der  Humboldt-Universität zu Berlin promoviert.  2008 folgte die Habilitation im Fach Neuere deutsche Literatur / Allgemeine Literaturwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er war u.a. Herausgeber von „Wahrheit und Gewalt – Der Diskurs der Folter“ (2010) sowie Mitherausgeber von „Bildregime des Rechts“ (2007) und „Urteilen/Entscheiden“ (2006).