Veranstaltung

Das Konzept der Treuhandschaft für die Erde

Klaus Bosselmann (Auckland)

19:00–21:00
Berliner Seminar Recht im Kontext
 


Audioaufnahme der Veranstaltung
Das Konzept der Treuhandschaft für die Erde


Seit dem ersten Erdgipfel 1972 in Stockholm hat sich ein Völkerrecht entwickelt, das eine generelle Rechtspflicht der Staaten zum Schutz der globalen Umwelt in sich trägt. Bis heute wird diese Verpflichtung aber nur in Ausschnitten wahrgenommen - Luft, Gewässer, Arten, Klima - und in völlig unzureichender Weise. Nach 50 Jahren hat die Ökologiekrise ein Ausmaß angenommen, das die Menschheit insgesamt und mit ihr ein Großteil des Lebens auf der Erde existenziell gefährdet. Um diese katastrophale Fehlentwicklung umzukehren, reicht stärkerer Druck auf Regierungen, so wichtig dies ist, allein nicht aus. Wir alle und insbesondere Staaten müssen sich als Treuhänder der Erde verstehen und danach handeln. Die Treuhandverantwortung für Gemeingüter und Natur ist Teil der vorindustriellen Rechtsgeschichte, wird in indigenen Kulturen nach wie vor gelebt und muss zu einer Verantwortung gegenüber der Erde insgesamt entwickelt werden. Der Vortrag zeigt, wie dies rechtlich und institutionell zu verstehen ist und welche Schritte zu einer Treuhandschaft für die Erde bisher unternommen wurden.

Klaus Bosselmann lehrt seit 1988 internationales und vergleichendes Umweltrecht an der Universität Auckland, Neuseeland, und ist Gründungsdirektor des New Zealand Centre for Environmental Law. Bis 1988 lehrte er an der Freien Universität Berlin und war seither Gastprofessor an führenden Universitäten in den USA, Kanada, Australien, Brasilien, England, Italien und Deutschland. Seine Forschungsschwerpunkte sind Global Governance, ökologische Rechtstheorie, Umweltverfassungsrecht sowie einzelne Bereiche des internationalen und nationalen Umweltrechts. Er ist Autor von sechzehn, z.T. in mehrere Sprachen übersetzten Büchern, darunter Im Namen der Natur (1992), When Two Worlds Collide (1995), Ökologische Grundrechte (1999), Umwelt und Gerechtigkeit (2001), Governance for Sustainability (2008), The Principle of Sustainability (2008/2017), Earth Governance (2015) und Earth Trusteeship and State Sovereignty (2022). Klaus Bosselmann ist einer der Mitautoren der Erdcharta und war Delegierter der Erdgipfel in Rio (1992), Johannesburg (2002), Rio+20 (2012) und Stockholm+50 (2022). Er ist Vorsitzender der Ecological Law and Governance Association, der Global Ecological Integrity Group und der Earth Trusteeship Initiative, Mitglied der IUCN World Commission on Environmental Law und der Expertengruppe des UN Dialogue Harmony with Nature sowie z.Zt. Berater des UN Generalsekretärs zur Weiterentwicklung des Systems der Global Governance.